
Kasimir Malewitsch (1879–1935): Revolutionär der Suprematismus-Bewegung
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Kasimir Malewitsch (1879–1935): Revolutionär der Suprematismus-Bewegung
Kasimir Malewitsch gehört zu den prägendsten Figuren der modernen Kunst im frühen 20. Jahrhundert. Mit Werken wie seinem berühmten „Schwarzen Quadrat“ auf weißem Grund sorgte er für einen radikalen Bruch mit jeder Form von Gegenständlichkeit. Wer war dieser Künstler, der so konsequent eine neue Bildsprache propagierte, und welche Ideen steckten hinter seinem Schaffen?
1. Frühe Jahre: Suche nach einem eigenen Ausdruck
- Geburtsort: Kasimir Malewitsch wurde 1879 in Kiew geboren, einer Zeit, in der das zaristische Russland im Umbruch stand.
- Künstlerische Anfänge: Er studierte an verschiedenen Kunstschulen in Kiew und Moskau und setzte sich zunächst mit Stilrichtungen wie Impressionismus und Symbolismus auseinander.
- Einfluss der Avantgarde: Malewitschs Interesse galt bald den aufkommenden Avantgardebewegungen. In Moskau und Sankt Petersburg kam er in Kontakt mit Futurismus und Kubismus, die ihn zu ersten abstrakten Experimenten anregten.
2. Die Entstehung des Suprematismus
Der entscheidende Wendepunkt in Malewitschs Karriere vollzog sich ab 1913/14. Er entwickelte eine Kunst, die sich vollständig von jeglichen realistischen Bezügen löste:
- „Schwarzes Quadrat“ (1915): Dieses bahnbrechende Werk stellte er erstmals 1915 in Sankt Petersburg (damals Petrograd) aus. Es verkörpert das Kernprinzip des Suprematismus: Die Überlegenheit („Suprematie“) der reinen Form und Farbe über jede gegenständliche Darstellung.
- Theoretische Grundlagen: Malewitsch verfasste Schriften, in denen er seine Ideen darlegte. Er sah im Suprematismus den ultimativen Ausdruck geistiger Freiheit und die Loslösung von allem Irdischen.
- Prinzipien: Die Werke konzentrieren sich auf geometrische Grundformen (Quadrat, Kreis, Kreuz, Rechteck) sowie auf eine reduzierte Farbpalette (meist Schwarz, Weiß, Rot). Die Bildkompositionen wollen keine Abbildung der Außenwelt sein, sondern pure „gefühlsmäßige Empfindung“ vermitteln.
3. Revolution und Kunst im neuen Russland
Die Russischen Revolutionen von 1917 beeinflussten Kunst und Gesellschaft radikal. Malewitsch nahm aktiv am kulturellen Diskurs teil:
- Lehre und Publikationen: Malewitsch leitete verschiedene Kunstinstitute in Moskau und Leningrad (dem heutigen Sankt Petersburg). Er wollte seine suprematistischen Ideen in die Ausbildung der neuen Künstlergeneration einfließen lassen.
- Konflikte mit der Sowjetregierung: Die neue Staatsmacht förderte zwar anfangs experimentelle Kunstformen, doch spätestens ab den 1920er-Jahren rückte der Sozialistische Realismus in den Fokus. Malewitschs radikale Abstraktion galt zunehmend als „bourgeoise Entartung“.
- Zeitweise Verbote: Werke wie das „Schwarze Quadrat“ wurden zeitweilig aus den Museen entfernt, und Malewitsch konnte seine Lehre nicht mehr frei ausüben. Dennoch blieb er seinem künstlerischen Credo weitgehend treu.
4. Spätes Schaffen und Rückkehr zur Figur
In den späten 1920er- und frühen 1930er-Jahren begann Malewitsch zum Teil wieder figurative Elemente in seinen Arbeiten zu integrieren:
- Neuer Realismus?: Häufig blieben die Figuren aber abstrahiert und standen in surreal anmutenden Räumen. Es war weniger eine Rückkehr zu einem klassischen Realismus, sondern eher eine Erweiterung seiner Bildsprache.
- Einschränkungen durch das Regime: Malewitsch stand unter zunehmender Beobachtung, was seine künstlerische Freiheit einschränkte. Diese Umstände spiegeln sich in den Werken dieser Zeit wider, in denen sich das Spannungsfeld zwischen Abstraktion und figürlicher Andeutung bemerkbar macht.
5. Einfluss und Vermächtnis
- Wegbereiter der radikalen Abstraktion: Mit seinem „Schwarzen Quadrat“ lieferte Malewitsch einen Meilenstein der Kunstgeschichte. Er war einer der Ersten, der reine, nicht-gegenständliche Malerei in eine konsequente Theorie bettete.
- Suprematismus weltweit: Seine Ideen beeinflussten viele weitere Künstler und Strömungen der Avantgarde – darunter abstrakte Maler, Bauhaus-Künstler, Konstruktivisten sowie Designer und Architekten.
- Moderne Rezeption: Heute gilt Malewitsch als Vordenker einer konsequenten, radikal reduzierten Kunst. Seine Werke werden in renommierten Museen weltweit ausgestellt und erzielen bei Auktionen hohe Preise.
Fazit
Kasimir Malewitsch steht wie kaum ein anderer Künstler für den Mut zur radikalen Abstraktion. Er sah in geometrischen Formen und purer Farbe das höchste künstlerische Ausdrucksmittel und verband damit eine philosophische und spirituelle Vision. Trotz politischer Repression und Zeitgeist blieb er seinen Prinzipien treu und schuf mit dem Suprematismus einen völlig neuen Ansatz, der die moderne Kunst tiefgreifend beeinflusste.